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Geschichte der Sammlung

Die Beschäftigung mit Bildwerken der griechisch-römischen Antike reicht an der Universität Freiburg über 250 Jahre zurück. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hatte man den Grundstock für ein akademisches Münzkabinett angelegt sowie einzelne Gipsabgüsse für den akademischen Zeichenunterricht angeschafft. Die Entwicklung der Archäologischen Sammlung als eigenständige Einrichtung seit 1855 ist eng mit der Institutsgeschichte verknüpft und trägt die Handschrift zahlreicher namhafter Archäologen. Deren Engagement um den Ausbau des Inventars war geprägt von unterschiedlichen Forschungsinteressen sowie der politischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.

DIE ERSTE SAMMLUNG (1855–1944)

1. archäologische sammlung in der alten universitätEntsprechend dem europaweit verbreiteten Anliegen des Ausbaus akademischer Sammlungen wurden die Anfangsbestände ab 1855 systematisch erweitert. Dokumente des Universitätsarchivs belegen die Bemühungen der nach Freiburg berufenen Archäologen Anselm Feuerbach, Franz Studniczka, Otto Puchstein, Hermann Thiersch, Ludwig Curtius, Ernst Buschor, Hans Dragendorff und Walter-Herwig Schuchhardt um die Finanzierung von Anschauungsmaterial für Forschung und Lehre. Leider war man in Freiburg weniger finanzkräftig als beispielsweise in Heidelberg oder München. Dennoch konnten die Studierenden in der vergleichsweise bescheidenen Lehrsammlung der 1860er Jahre den Apoll von Belvedere oder den Ares Borghese in direkter Anschauung studieren.

A2. Die Baalbekfragmente im Zeichensaal der alten Bibliothek vor 1944b den 1880er Jahren nahm der Ausbau des Bestandes während der Phase der wirtschaftlichen Hochkonjunktur bis zum Ende des Kaiserreiches 1914 bedeutend zu. Insbesondere seit der Gründung des Archäologischen Instituts 1891 wuchs die Abgußsammlung von 30 (1882) auf 300 (1900) Objekte an.

Auch die Originalsammlung wurde erweitert, z. B. 1895 durch 65 Dubletten aus der Schliemann’schen Sammlung trojanischer Altertümer, 1905 durch 46 Fragmente kaiserzeitlicher Architekturornamentik aus Baalbek oder 1918 durch »38 kleine antike Marmorwerke« und Vasenfragmente aus der Kollektion Paul Arndt.

Öffentlich zugänglich war die erste Sammlung jedoch nie und die räumliche Situation im feuchten und schlecht beleuchteten Keller der Alten Universität war insgesamt unzulänglich.

1944 wurde die Sammlung weitgehend zerstört. Bedeutende Anschaffungen dieser Phase, wie Abgüsse der Parthenon-Skulpturen oder Originale wie ein griechisches Porträt des sog. Kolotes gingen damals verloren und fehlen der heutigen Kollektion wesentlich.

VON DER VERTEILTEN ZUR VEREINTEN SAMMLUNG

3. die sonderausstellung »von der archaik zur klassik« in der großen halle des marienbadesFür den Wiederaufbau der Archäologischen Sammlung nach 1944 engagierten sich zu aller erst Walter-Herwig Schuchhardt und Hans Weber. In den 1950er Jahren erfuhr die Sammlung durch die Übernahme der fürstenbergischen Abgüsse aus Donaueschingen und von Gipsabgüssen der Karlsruher Akademie Zuwachs. Fünf große Gebälkblöcke der Altarhofhallen des Jupitertempels von Baalbek wurden 1965 im Innenhof der Alten Universität wiederaufgerichtet.

Durch Volker Michael Strocka erhielt die Sammlung seit 1981 neue Konturen. Der Freundeskreis wurde gegründet. 1982 trat die Sammlung mit einer Sonderausstellung erstmals in die breite Öffentlichkeit. Nach einem Gastspiel im Marienbad erhielt die stetig wachsende Kollektion im Erdgeschoss der alten Universitätsbibliothek endlich eigene Räumlichkeiten mit regelmäßigen Öffnungszeiten.

4. ausstellungsraum der archäologischen sammlung im erdgeschoss der alten universitätsbibliothekAllerdings konnten in dem Ausstellungsraum mit eigenwilliger Architektur nicht alle Objekte ausgestellt werden, so dass der Bestand auf mehrere Standorte verteilt werden musste. Nach dem Umzug des Instituts an den Fahnenbergplatz fand im dortigen Obergeschoss eine Studiensammlung zu Abgüssen griechischer Skulptur Aufstellung. In einem Institutsraum war das Kleinkunstdepot untergebracht, im Untergeschoss befand sich eine Abgusswerkstatt und im Tiefkeller des Kollegiengebäudes III lagerten weitere 400 Abgüsse. Mit den Abbrucharbeiten der alten Universitätsbibliothek wurde die ›verteilte‹ Sammlung 2008 für die Öffentlichkeit unsichtbar.

Im Mai 2011 konnte die Archäologische Sammlung im umgebauten Papierlager des Herderbaus, einem 1912 als Sitz des Herderverlags fertig gestellten herrschaftlichen roten Gebäude, neu eröffnen. Das 1944 unter dem Rasen vor der Habsburger Straße errichtete Papierlager wurde nach dem Erwerb großer Teile des Gebäudes durch das Land Baden-Württemberg 1991 von der Forstwissenschaftlichen Fakultät zur Lagerung von Baumscheiben genutzt. Heute sind hier erstmals alle Bestände der Archäologischen Sammlung an einem Ort vereint. Auch der ›große samische Kuros‹ aus der Prometheus-Halle des Kollegiengebäudes I konnte 2014 in den Innenhof des Herderbaus umziehen.

Der Sammlungsbestand ist mittlerweile auf über 800 Abgüsse und rund 3000 Originale angewachsen. Die Sammlung hat sich als praxisnahe Schreib- und Museumswerkstatt in der universitären Lehre etabliert. Ihr Konzept der ›Schule des Sehens‹ wurde von 2013 bis 2016 von der Stiftung Mercator gefördert und mündete 2015 und 2017 in zwei große und für die breite Öffentlichkeit sichtbare Ausstellungen »Vom Trinken und Bechern. Das antike Gelage im Umbruch« sowie über »Ansichtssache. Antike Skulpturengruppen im Raum«.


Zu den Abbildungen:

1. Die Archäologische Sammlung in der Alten Universität mit Abgüssen der Parthenon-Figuren und des Wagenlenkers aus Delphi vor 1944
2. Die Baalbekfragmente im Zeichensaal der alten Bibliothek vor 1944
3. Die Sonderausstellung »Von der Archaik zur Klassik« in der großen Halle des Marienbades
4. Ausstellungsraum der Archäologischen Sammlung im Erdgeschoss der Alten Universitätsbibliothek

 

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