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Vom Trinken und Bechern

Vom 26. April bis 19. Juli zeigt die Archäologische Sammlung der Universität Freiburg eine Sonderausstellung zum antiken Gelage. Trinkgefäße aus der Zeit der klassischen griechischen Polis bis in die frühe römische Kaiserzeit geben Aufschluss über sich verändernde Formen des Umgangs mit Wein und damit zugleich Einblicke in gesellschaftliche Dynamiken. Die Ausstellung, die als Projekt mit Studierenden der Klassischen Archäologie erarbeitet wurde, versammelt über 70 Exponate aus acht deutschen Sammlungen.

rotfiguriger skyphosKleines Gefäß mit großer Wirkung: Am Anfang der Freiburger Ausstellung steht ein Henkelbecher in der Freiburger Archäologischen Sammlung. Das Gefäß, ein sogenannter Skyphos, kurz vor der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. getöpfert und in rotfiguriger Technik bemalt, weckt das Interesse des Betrachters mit seinem charmanten Dekor, zwei umhertollenden Satyrn, Mischwesen aus dem Gefolge des Dionysos. Den Fragen zum Verständnis des Bildes gesellen sich rasch auch solche zur Gestalt des Gefäßes hinzu. Warum sind die beiden Henkel gegeneinander verdreht, der eine horizontal, der andere vertikal gestellt? Und welchen Stellenwert hat eigentlich die Form des Bechers? Im zeitgenössischen Trinkgeschirr klassischer Zeit, der Feinkeramik für das Trinkgelage (symposion) sticht doch an sich die flache Schale hervor; sie und ihr Schmuck stehen im Vordergrund der ‘Kultur des Trinkens’ im archaischen und klassischen Athen.

phialeDoch zwischen dem Ende des 5. und der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. ereignet sich in der griechischen Gelagekultur – einem der zentralen sozialen Orte der Polisgesellschaft – nichts weniger als eine Revolution. Nachdem über Jahrhunderte die flache, offene Schale als wichtigstes Trinkgefäß gedient hatte, verschwanden entsprechende Formen innerhalb weniger Jahrzehnte aus dem Produktionsspektrum der Töpferwerkstätten, vielfach um von tieferen, aber auch handlicheren Becherformen abgelöst zu werden. Zur gleichen Zeit verlor der Krater, das große Mischgefäß, in dem Wasser und Wein vermengt wurden, langsam aber unaufhaltsam an Bedeutung. Im Repertoire des hellenistischen Trinkgeschirrs spielen die vormals prächtigen Mischkrüge nur noch eine untergeordnete Rolle. Unter den Trinkgefäßen hingegen stellen fortan und über zahlreiche weitere Metamorphosen und Moden hinweg nicht Schalen, sondern Becher die wichtigste Form beim hellenistischen Symposion ebenso wie im kaiserzeitlichen convivium.

henkelbecherNeuen Trinkgefäßen entsprechen veränderte Formen der Körpersprache, des Konsums und letztlich auch der Vorstellungen, die mit dem geselligen Weingenuß verbunden sind. Die Ausstellung möchte diesen kulturgeschichtlichen Wandel anhand des Trinkgeschirrs erschließen. Dazu werden sowohl dekorative Gestaltung und Fassungsvermögen der Gefäße untersucht als auch deren Handhabbarkeit, das heißt: ihre ergonomischen Qualitäten. Im Rahmen der regelmäßig angebotenen Führungen können Besucher versuchen, das konkrete Fassen und Hantieren auch selbst anhand von Replikaten ausgewählter Exponate nachzuvollziehen.

Begleitend zur Ausstellung ist ein umfassender Katalog erschienen. Der Katalog kann zum Preis von 24 € in der Archäologischen Sammlung erworben oder über das Institut bestellt online werden.

Die Ausstellung "Vom Trinken und Bechern. Das antike Gelage im Umbruch" wird vom 26. April bis zum 19. Juli zu den bekannten Öffnungszeiten  (Di - Do 14 - 18 Uhr, So 11 - 17 Uhr) in der Sammlung zu sehen sein.

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